Rathausbrücke Zürich 2019-2027

Die Stadt Zürich ersetzt die in die Jahre gekommene Rathausbrücke, weil sie den wassertechnischen und betrieblichen Anforderungen nicht mehr genügt und das kantonale Projekt „Hochwasserschutz Sihl, Zürichsee, Limmat" Eingriffe in der Flusssohle sowie einen neuen Querschnitt bedingt. Weiterhin soll die Brücke gleichermassen als Verbindung wie auch als Aufenthaltsraum funktionieren, was einen präzise Zuordnung der Flächen und Platzierung der Möblierung erfordert. Auch verlangt die historisch bedeutsame Lage der Brücke einen sorgfältigen Umgang mit den angrenzenden denkmalgeschützten Bauten.

Sowohl Brücke wie Platz

Für die beiden Altstadtseiten hat die Brücke seit dem Mittelalter eine wichtige Verbindungsfunktion, dient aber ebenfalls als Aufenthalts- und Versammlungsort. Das neue Projekt vereint beide Funktionen: Brücke und Platz. Eine das Wasser überspannende geradlinige Seitenansicht nimmt typische Attribute der klassischen Brückenarchitektur auf. Dadurch kommuniziert das Bauwerk mit den benachbarten Brücken und verbindet die gebauten Ränder des Flussraums. Die linear gezogenen Brückengeländer nehmen die Führung der Ufermauern und der ins Was- ser gebauten Gebäudefronten auf.

Ausblick auf das Stadtpanorama

Der Flussraum gliedert und organisiert das Stadtbild: Von der Brücke nehmen wir Merkpunkte wie den Lindenhof, den Zürichsee, die Kirchtürme oder den Zürichberg wahr, die uns Orientierung verschaffen. Der Kontrast zwischen der Dichte der Altstadt und dem Weitblick auf der Brücke gibt uns Gelegentheit für eine Verschnaufpause. Für das Projekt ist diese Aufenthaltsqualität und die geometrisch präzise Ausrichtung der Brückenkanten von zentraler Bedeutung.

Modellierte Brückenansicht

Um dem Brückenrand in der Ansicht eine gespannte und horizontale Wirkung zu geben, sind die Brückenpfeiler drei Meter zurückversetzt. Die Auskragung erscheint in der Untersicht als gefaltete Rippendecke. Sie entspricht in der Tiefe der möblierten Randzone und verjüngt sich gegen aussen. Die leicht gezackte Betonstirn verwächst nach hinten mit den spitz zulaufenden Kanten der Pfeiler. Die strukturierte Untersicht spielt formal mit den auskragenden Fassadenelementen der umliegenden historischen Erker, Arkaden, Dachüberständen und Balkone. Durch die Reflexion des Wassers entsteht ein spannendes Lichtspiel.

Platzfläche und Gebäudeanstoss

Vom Haus zum Schwert spannt sich eine Trapezform hinüber zu Polizeiwache und Rathaus. Die beiden Zugänge auf der linken Flussseite – von Schipfe und Weinplatz – werden in ein gleichmässigeres Verhältnis gebracht. Auf der gegenüberliegenden Seite wird die Rathausfassade stärker eingebunden, wohingegen die nördliche Brückenkante von der Arkade des Rathauscafés losgelöst wird.

Material im Dialog

Die Betonstruktur der Brücke ergänzen dauerhafte, robuste Materialien, die lokal verankert sind. Der Gussasphalt integriert sich in die angrenzenden Pflästerungen der Altstadt, die Kieselsteine des Bitu-Terrazzo stehen im Dialog mit dem darunterliegenden Flussbett. Während die Sitzbänke einen Bezug zu den umliegenden öffentlichen Platzanlagen aufnehmen, zitiert das dunkle Staketengeländer die benachbarten Geländer im Limmatraum. Ein Netz von Gefällsbrüchen und Wassereinläufen unterteilt den Platz in entwässerte Teilflächen mit geringen Niveauunterschieden. Seilleuchten schaffen eine ruhige Lichtatmosphäre. Die angrenzenden Gebäude und der Brückenrand werden subtil aufgehellt und fassen den neuen Brückenplatz ein.

Brückenrand mit Aufenthaltsqualität

Ein raumhaltiges Staketengeländer mit breiter Krone lädt zum Anlehnen und Verweilen ein. Eine zweiseitige Bank trennt den beruhigten Randbereich ab und bespielt mit abgedrehten Längsseiten den Innenbereich, wo die Bewegungsströme konzentriert sind. Das Prinzip der beruhigten Randzonen wird durch die Überlappung der Brückenfläche mit den rechtsufrigen Fassaden möglich.

Projektinformation

Auftrag:

Stadt Zürich, Tiefbauamt

Studienauftrag im selektiven Verfahren, 1.Preis

Mitarbeit 10:8 Architekten:

Ivica Kesic, Leonie Trienen, Lâle Lea Geyer, Charlotte Hessbrügge, Gereon Siévi, Marcel Kinzler, Kathrin Ostermann, Sara Picazo, Hugo Decramer

Georg Rinderknecht, Katrin Schubiger, Jürg Senn

Projektpartner:

Bänziger Partner Ingenieure

F. Preisig Ingenieure

Vogtpartner Lichtgestaltende Ingenieure