Gemeinschaftswerk
Die Schlüsselprojekte am Bahnhof Oerlikon, die im städtischen Entwicklungsrichtplan festgehalten sind, wurden zeitgleich mit der Zürcher Durchmesserlinie umgesetzt. Stadt und SBB entschieden sich deshalb für ein gemeinsames, ganzheitliches Vorgehen.
Für die Gestaltung des neuen Bahnhofs zeichnen sich 10:8 Architekten verantwortlich, für die Gesamtprojektierung ein interdisziplinäres Planerteam, weil dieses Projekt mehr wie andere Architektur und Ingenieurbaukunst vereint.
1 Quartierverbindung Oerlikon
2 Ausbau Personenunterführung Mitte (PU Mitte)
3 Ausbau Gleis 7+8
4 Neue Perronanlagen
5 Ausbau Personenunterführung Ost (PU Ost)
6 Quartieranbindung Zugang Andreasstrasse
Vermittler
Die Teilprojekte sind mit einer durchgehenden städtebaulichen und architektonischen Haltung zu einem neuen Zentrum gefügt. Westlich binden die beiden Bahnhofplätze das Oerliker Zentrum und Neu-Oerlikon an. Östlich leitet das Brückenbauwerk den öffentlichen Raum in den Bahnhof über.
Die Architektur hat eine vermittelnde Funktion und soll Orientierung schaffen. Mehrere sich wiederholende, prägnante Gestaltungsmotive sind auf die je spezifische Situation angewandt: der dynamisch geformte Beton, das farbige Glas, der rhythmische Stahl- und Fassadenbau und der dunkle Metallbau.
Die farbigen Glasbaldachine und die Lichtwand sind Wegweiser und vermitteln zwischen den Gleisseiten. Die Räume unter den Baldachinen sind die Eingangshallen zum Bahnhof; sie verbinden die Stadt mit der unterirdischen Ebene und die Quartierverbindung mit der PU Mitte.
Raumidentität
Der Bahnhof Oerlikon ist ein öffentlicher Raum, der durch die Verbindung von Bahnhofsnutzung und städtischem Wegnetz geprägt ist. Die drei Personenunterführungen sind jeweils spezifisch gestaltet und haben je eine eigene Identität.
Quartierverbindung
Die Quartierverbindung ist ein gemeinsamer Raum für Fussgänger und Velofahrer. Die Oberflächen sind durch eine rhythmische Deckenfaltung und eine mehrschichtige Lichtwand bewusst aufgebrochen, um den Raum zu öffnen.
Personenunterführung Mitte
Die PU Mitte ist der primäre Zugang zur Bahn. Mit den stark zeichnenden Betonelementen von Lift und Treppe unterteilt die Perronfolge die beidseitigen Ladenzeilen optisch.
Personenunterführung Ost
Die PU Ost ist am Vorplatz Ost und an der Andreasstrasse an das Niveau der Stadt angebunden. Durch den durchlaufenden Asphaltbelag und die Sichtbeton-Decke ist die Unterführung als Verlängerung des Strassenraums lesbar.
Fliessender Raum
Dort, wo die Aussenräume des Quartiers zu den Innenräumen des Bahnhofs werden, übernimmt der Beton eine Leitfunktion.
Die grossen Öffnungen zu PU Mitte und Quartierverbindung sind von präzisen Betonbändern gefasst. Schräge Deckenuntersichten leiten in die unterirdischen Passagen weiter.
Im Osten verbinden die Portale Andreas-, Ohm- und Wattstrasse die Brücken und Stützwände mit der PU Ost. Dynamische Geometrien weisen den Passanten den Weg durch den Stadtraum.
Über das gesamte Bauwerk hinweg ist der Raum von nahtlosen Betonoberflächen gehalten und geführt. Selbst in komplexen Geometrien ist trotz den vielen Arbeitsphasen und Bauzuständen ein durchgehendes Schalungsbild gewährleistet.
Offener Raum
Mit dem Ausbau des Bahnhofs Oerlikon haben die SBB auch die Gleis- und Perronanlagen optimiert. Sämtliche Perrons sind neu, wobei die Perrondächer mit den angrenzenden Ausbauprojekten eine einheitliche Architektursprache verbindet. Die Dachkonstruktion besteht aus einem kräftigen Stahlbau, der mit grossen Spannweiten und einem integralen Installationskonzept auf den Perrons mehr Überblick und somit eine bessere Orientierung schafft. Die Elemente sind auf das Minimum reduziert, der Horizont ist über alle Dächer hinweg identisch. Dadurch entsteht eine klare Untersicht und in der Tiefe eine stark verbindende Wirkung.
Projektinformation
Auftrag Quartierverbindung/PU Mitte:
Tiefbauamt der Stadt Zürich
SBB AG
Studienauftrag 1. Preis 2004
Realisierung 2009–2016
Auftrag Gleis 7+8:
SBB AG
Realisierung 2008–2015
Auftrag Quartieranbindung Ost:
SBB AG
Tiefbauamt der Stadt Zürich
Realisierung 2010–2016
Auszeichnungen:
sia Umsicht 2017
Prix Lumière 2018
Deutscher Lichtdesignpreis 2018
Prix de l'ACEtylène 2019
Architekturpreis Kanton Zürich 2019
Gute Bauten Stadt Zürich 2021
Mitarbeit 10:8 Architekten:
Lutz Neumann, Robert Schmude, Gregor Schlup, Ivica Kesic,
Gardar Snaebjörnsson, Ursula Seyr, Wolfgang Werschnig, Filipa Costa, Peter Bommeli
Achille Pata, Daniel Forster, Penelope del Rocino, Julia Riebel,
Rebekka Marxer, Laura Kälin, Francine Rotzetter, Romana Sander,
Regula Schweizer, Yvonne Eder, Camilla Johansen, Alicia Taylor, Andreas Fankhauser, Katja Lässer, Lenita Weber
Katrin Schubiger, Georg Rinderknecht, Jürg Senn
Projektpartner:
Locher Ingenieure AG
Bänziger Partner AG
Wild Ingenieure AG
Gruner AG
hssp AG
Meyer Partner Architekten
Ambühl & Moser Architekten
EBP Ernst Basler Partner
Vogtpartner Lichtgestaltende Ingenieure
Emmer Pfenninger Partner
Bakus Bauphysik